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Rolex steigt in den Gebrauchtuhrenmarkt ein - Rolex Certified Pre-Owned (CPO)

Aktualisiert: 3. Jan. 2023

Das Geschäft mit gebrauchten Uhren boomt seit Jahren, doch bis dato haben die meisten großen Hersteller den sogenannten Zweitmarkt sich selbst überlassen. Nun startet Rolex ein Certified Pre-Owned Programm und möchte damit zugleich die eigenen Fachhändler stärken, aber auch mehr Sicherheit und Transparenz in den Wirren des Gebrauchtmarkts bieten.


Die Gerüchte darüber hielten sich seit Frühjahr 2022 hartnäckig, aber so richtig wusste niemand etwas. Nun hat Rolex verkündet, mit der Einführung eines Certified Pre-Owned (CPO) Programms in den Gebrauchtuhrenmarkt einzugreifen. Ein Schritt, der sicherlich zahlreiche Branchenexperten und Uhrenliebhaber verwundert, aber durchaus nachvollziehbar ist.


Der Sekundärmarkt


Der Zweitmarkt oder Gebrauchtuhrenmarkt boomt seit vielen Jahren. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Deloitte Switzerland macht er aktuell mit rund 20 Mrd. CHF knapp 50 % des Volumens des Schweizer Markts für neue Uhren aus (ca. 43 Mrd. CHF). Deloitte prognostiziert bis 2030 einen Anstieg des Marktvolumens auf rund 35 Mrd. CHF. Ein wesentlicher Treiber dafür sind laut Deloitte das Konsumverhalten der Generation Y (Millenials) und Z, das sich deutlich von dem der Generation X und der Baby Boomer Generation unterscheidet. Ein wesentlicher Faktor ist dabei, dass die Millenials sowie die Gen Z deutlich affiner für den Kauf von gebrauchten Luxusartikeln wie zum Beispiel Uhren sind. Die Gründe dafür liegen unter anderem in einer hohen Preissensibilität begründet sowie dem Verlangen, auch Modelle zu kaufen, die am Neuuhrenmarkt nicht mehr zu erhalten sind (vgl. Deloitte Switzerland 2022, The Deloitte Swiss Watch Industry Study 2022). Trotz der wachsenden Bedeutung des Sekundärmarkts wurde dieser lange Zeit von den etablierten Luxusuhrenmarken ignoriert und links liegen gelassen. Häufig wurde auch auf die Unsicherheit dieses Markts im Bezug auf Fälschungen, gestohlene Ware und Betrüger verwiesen, was im Umkehrschluss als Argument für den Kauf am Primärmarkt verwendet wurde. Nun tritt der Branchenprimus Rolex (geschätzter Umsatz ca. 8 Mrd. CHF) erstmalig aktiv in Sekundärmarkt ein.


Rolex steigt mit dem Certified Pre-Owned Programm erstmalig in den Gebrauchtuhrenmarkt ein.


Rolex Certified Pre-Owned: die Fakten


Zum 01.12.2022 startet Rolex ein eigenes Certified Pre-Owned (CPO) Programm und nutzt dazu das eigene Fachhändlernetzwerk. Offizielle Rolex Fachhändler kaufen die Uhren an. Die Uhren werden anschließend geprüft, teilweise revisioniert/ überholt und erhalten direkt von Rolex eine Echtheitsbescheinigung sowie eine zweijährige internationale Garantie. Alle Uhren werden dazu mit einer neuen CPO-Garantiekarte, einem speziellen Hang-Tag, einem Wartungs- und Serviceheft sowie einem Etui bestückt. Rolex garantiert damit, dass die Uhr aus zweiter Hand den eigenen strengen Qualitätskriterien entspricht und ordnungsgemäß funktioniert. Der Verkauf der Uhr erfolgt dann wieder über den offiziellen Konzessionär, der die Gebrauchtuhr ursprünglich angekauft hat.


Rolex bestätigt die Echtheit aller Certified Pre-Owned Uhren, ersichtlich wird das an einem neuen Hang-Tag, welches jeder Uhr des Programms beiliegt.


Um das sogenannte Flippen von Uhren zu vermeiden - also den schnellen Verkauf von neuen Uhren mit Gewinnerzielungsabsicht durch den Erstkunden, der ein begehrtes Modell zugeteilt bekommen hat - dürfen nur Uhren, die älter als 3 Jahre sind, an dem CPO Programm teilnehmen. Ob es eine maximale Altersbeschränkung einer Rolex CPO Uhr gibt, ist zum Zeitpunkt der Einführung noch nicht klar, vermutlich richtet es sich aber primär an 5- und 6-stellige Rolex Referenzen.


Der erste Fachhändler, der an dem Rolex CPO Programm teilnimmt, ist ab Dezember 2022 Bucherer. Verfügbar sind die zertifizierten Rolex Gebrauchtuhren in sechs Ländern: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Dänemark und das Vereinigte Königreich. Weitere offizielle Fachhändler können ab Frühjahr 2023 dem Programm beitreten. Interessant ist dabei, dass Rolex es den Fachhändlern nun erstmalig explizit erlaubt, Rolex Uhren von offizieller Seite aus online über E-Commerce-Systeme zu verkaufen.


Jede Rolex Certified Pre-Owned Uhr erhält eine zweijährige internationale Garantie und wird mit einer entsprechenden Garantiekarte ausgeliefert.


Good to know: die Preise


Bucherer ist weltweit der erste offizielle Rolex Fachhändler, der das Certified Pre-Owned Programm anbietet. Vergleicht man die aufgerufenen Preise der angebotenen Uhren mit denen von Gebrauchtuhrenhändlern auf einschlägigen Marktplätzen wie Chrono24, fällt auf, dass diese doch deutlich höher liegen. Im Schnitt zahlt der Kunde bei Bucherer ein Premium von rund 20 bis 30 % gegenüber den Preisen für vergleichbare Modelle auf anderen Marktplätzen. Interessant ist, dass Rolex die Gebrauchtpreise nicht vorschreibt und dem Fachhändler hier freie Hand lässt. Somit bleibt es abzuwarten, wie sich die Rolex CPO Preise einpendeln werden, wenn ab Frühjahr 2023 weitere Fachhändler an diesem Programm teilnehmen.


Zu beachten ist in dem Kontext jedoch, dass jeder Fachhändler die Uhren selbst zunächst ankaufen muss. Auch wenn die Ankaufspreise von Händlern unterhalb der gewöhnlichen Marktpreise liegen, orientieren sie sich jedoch zwangsläufig an diesen. Somit zahlt auch ein Rolex Fachhändler im Ankauf beliebter Modelle durchaus mehr als den aktuellen (bzw. ehemaligen) Listenpreis eines vergleichbaren Modells. Zudem müssen Service und Garantie einkalkuliert werden. Wer somit in der aktuellen Marktlage auf Schnäppchen unterhalb der aktuellen Listenpreise gehofft hat, wird enttäuscht werden.


Rolex schreibt dem Fachhändler die Preise für Uhren im Certified Pre-Owned Programm nicht vor.


Fazit


Als die größte Marke im Luxusuhrenmarkt hat Rolex immer auch eine Vorreiterrolle. Dass die Marke mit der Krone nun erstmalig den Sekundärmarkt aktiv angeht, wird somit auch ein Signal an die ganze Branche sein. Dieser Schritt unterstreicht die Bedeutung des Gebrauchtuhrenmarktes und wird auch der Anstoß für weitere Hersteller sein, diesem Beispiel zu folgen - wie und in welchem Umfang, das bleibt abzuwarten. Prinzipiell ist es positiv zu sehen, dass Rolex mit dem neuen CPO Programm nun mehr Sicherheit und Transparenz für den Endkunden schaffen möchte. Der Gebrauchtmarkt war in den letzten Jahren auch immer ein Stück weit Wilder Westen. Er bot viele Möglichkeiten, aber war für unvorsichtige und unwissende Kunden auch undurchsichtig und in Teilen sogar gefährlich. Gerade die massiven Preissteigerungen um begehrte Modelle (unter anderem von Rolex), riefen auch immer wieder schwarze Schafe herbei. Fakes, Franken-Uhren, Hehlerware: man muss sich auskennen, um hier sicher zu sein oder man vertraut eben einem Experten. Und wer könnte hier eine größere Sicherheit bieten als der Hersteller bzw. der offizielle Fachhändler selbst? Aus diesem Grund ist der Schritt zur Einführung eines Rolex CPO Programms durchaus positiv zu sehen. Rolex setzt neue Standards, die dem Endkunden Sicherheit und Orientierung bieten. Ggf. werden weitere Akteure des Sekundärmarkts mitziehen müssen, um ihren Kunden eine vergleichbare Sicherheit bieten zu können. Auch dass Rolex dem eigenen Fachhandel den Rücken stärkt, ist ein schöner Nebeneffekt. Eine Vielfalt im Fachhandel sorgt letztlich auch immer für mehr Auswahl - ebenfalls ein positiver Aspekt aus Endkundensicht.


Die anfängliche Kritik an den hohen Preisen des CPO Programms ist durchaus nachvollziehbar. Wer sich jedoch realistisch mit dem Thema Gebrauchtuhrenhandel befasst, wird verstehen, dass begehrte Modelle nicht zu Preisen unterhalb des Marktwerts angeboten werden können. Ob das Premium für eine Rolex CPO Uhr so hoch ausfallen muss und in Zukunft ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Ich gehe davon aus, dass sich der Markt hier stärker reguliert, sobald weitere Fachhändler dem Programm beigetreten sind.

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