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AutorenbildMr. Nice Watch

Die neue Maen Hudson 38 GMT getestet

Aktualisiert: 27. Feb. 2023

Die Schwedische Microbrand Maen hat sich in den vergangenen Jahren bei Liebhabern den Ruf erarbeitet, stimmige, vintage-inspirierte Designs mit guter Verarbeitungsqualität zu fairen Preisen anzubieten. Wir haben nun das Erfolgsmodell Hudson 38 in der GMT-Version getestet.


Unser primärer Fokus bei Mr. Nice Watch liegt auf den Luxusmarken der Uhrenwelt. Nichtsdestotrotz schauen wir uns auch gerne mal links und rechts auf dem Markt um. Gerade Microbrands oder kleinere Indies bieten häufig vielversprechende Produkte und spannende Geschichten. Eine solche Microbrand über die ich in den letzten Jahren immer wieder auf Social Media und in Foren gestolpert bin, ist Maen. Die schwedische Marke wurde 2017 von den beiden Niederländern Sebastiaan Cortjaens und Jules van Helvoort gegründet. Beide hatten unabhängig voneinander die Idee ihre eigene Uhrenmarken zu starten. Als sich ihre Wege kreuzten, entschlossen sie sich, das Projekt gemeinsam anzugehen. Der Name Maen, für den sie sich entschieden, kommt aus dem Niederländischen und ist eine veraltete Bezeichnung für den Mond. Der Mond steht laut Aussage der Marke hierbei als Sinnbild für die Zeit. Das bewusste Zurückgreifen auf eine veraltete Schreibweise des Worts ist zudem ein Verweis auf das Vintage-Thema, das sich durch die komplette Kollektion der Marke zieht. Seit 2017 wurden sechs verschiedene Modelle herausgebracht. Das wohl bekannteste ist die Hudson 38, eine Taucheruhr, die Anleihen früher Sportmodelle aus den 1950er-Jahren mit modernen Materialien und einem zeitgemäßen Design kombiniert. Im Oktober letzten Jahres hat Maen die Hudson 38 Modelllinie um ein neues Werk mit GMT-Komplikation erweitert und sie damit zur Uhr für Vielreisende gemacht. Wir haben uns die neue Maen Hudson 38 GMT näher angeschaut.


Maen Hudson 38 GMT
Die neue Maen Hudson 38 GMT im klassischen zweifarbigen "Rootbeer"-Look

Der erste Eindruck


Als ich bei Maen die neue Hudson 38 GMT zum Review anforderte, freute ich mich auf die Zeit mit der Uhr, war aber zugleich auch skeptisch. Mit Microbrands ist das immer so eine Sache. Viele Projekte klingen vielversprechend, was die Spezifikationen anbelangt oder wirken auf Bildern sehr gelungen. Sobald man sie dann aber das erste Mal in echt sieht und sie ans Handgelenk anlegt, stellt sich rasch Ernüchterung ein, da die Verarbeitungsqualität nicht den teilweise doch sehr hohen Erwartungen gerecht wird. Unsauber gearbeitete Gehäuse, klapprige Lünetten, zu große Spaltmaße, lieblos wirkende Schließen, fragwürdige Designentscheidungen bei der Zifferblattgestaltung… Ich könnte die Liste so ewig weiterführen. Das Entwickeln von Uhren bietet doch einige Fallstricke. Nicht umsonst arbeiten bei großen Herstellern ganze Teams von hoch qualifizierten Personen an der Entwicklung eines neuen Modells. Zu oft habe ich daher Uhren von Microbrands gesehen, die leider nicht das halten konnten, was sie versprachen. Zu Maen hatte ich bis dato von anderen Sammlern und Liebhaber nur Positives gehört, dennoch wollte ich nicht mit einer zu hohen Erwartungshaltung an den Test herangehen.


Das hochwertige Gehäuse der Maen Hudson 38 GMT
Bereits auf den ersten Blick begeistert die neue Maen Hudson 38 GMT durch ihr hochwertig verarbeitetes Edelstahlgehäuse.

Als ich dann die Hudson 38 GMT erstmalig aus ihrer Transportbox nahm, war ich positiv überrascht. Auf Anhieb stach mir das hochwertig verarbeitete Edelstahlgehäuse ins Auge. Eine sauber auf Hochglanz polierte Fase bildet hier einen stilvollen Kontrast zu dem ansonsten gebürsteten Gehäuse. Dieser Kontrast wird auch an den Mittelgliedern des Metallbandes aufgegriffen. Letztes sitzt fest und ohne zu viel Spiel zwischen den Hörnern. Die Spaltmaße sind stimmig. Das gefällt mir.


Was direkt auffällt, ist, dass die Maen Hudson 38 GMT zugleich modern und dennoch vintage-inspiriert wirkt. Modern Retro könnte man sagen. Das Farbschema meines Testmodells ist im klassischen „Rootbeer-Look“ schwarz und braun gehalten. Die schmale zweifarbige Aluminiumlünette verfügt über eine 24-Stunden-Skala, die passend zu den Indizes auf dem Zifferblatt in einem Creme-Ton gehalten sind. Das tiefschwarze Zifferblatt hat eine gekörnte Textur. Zusammen mit dem gewölbten Saphirglas trägt es maßgeblich zu dem Vintage-Charme der Uhr bei. Gleichzeitig sorgen die applizierten Stabindizes aus Edelstahl sowie die dazu passenden geradlinigen Zeiger eher für ein modernes Erscheinungsbild. In Summe ergibt das ein stimmiges und harmonisches Gesamtbild. Wenngleich auch viele Einzelelemente der Hudson 38 GMT vertraut wirken, ist sie wahrlich kein Abklatsch bzw. keine Hommage. Das Design ist eigenständige Interpretation von dem, was Maen sowohl an modernen als auch an Vintage-GMT-Modellen schätzt. Und diese Optik ist durchaus gefällig.


Besonders gelungen ist das aufgeräumte Zifferblatt, das eine hohe Ablesbarkeit auch in schlechten Lichtverhältnissen bietet. Das Datumsfenster ist auf 6 Uhr platziert und stört somit nicht die Symmetrie des Blatts. Stimmig sind auch die dezenten orangefarbenen Akzente an GMT-Zeiger, Modellschriftzug sowie der 24-Stunden-Skala in der Minuterie. Ich komme nicht umhin zu sagen, dass mir die Maen Hudson 38 GMT auf Anhieb gefällt. Es wird also Zeit, die Uhr anzulegen.


Am Handgelenk


Was viele Uhrenliebhaber an Vintage-Modellen schätzen, sind die moderaten Proportionen und die damit einhergehende Tragbarkeit des Modells. Fragt man eingefleischte Liebhaber, scheinen die Zeiten der übergroßen Sportmodelle mit ihren aufgeblähten Gehäusen langsam der Vergangenheit anzugehören. Ich selbst scheue mich bisher jedoch nicht, auch sportliche Uhren mit Durchmessern von 43 mm und 44 mm zu tragen. Ich finde je nach Modell ist eine gewisse Präsenz am Handgelenk durchaus stimmig. Insofern kommt mir das 38 mm Edelstahlgehäuse mit seinem 46 mm Horn-zu-Horn-Abstand (Lug-to-Lug) der Maen Hudson 38 GMT zunächst ungewohnt klein an meinem 16,5 - 17 cm Handgelenk vor. Dennoch stelle ich schnell fest, wie angenehm es sich tragen lässt. Das liegt auch daran, dass es erstaunlich flach ist. Rund 10,5 mm misst das eigentliche Gehäuse - zählt man das gewölbte Saphirglas hinzu (das jedoch optisch nicht zur empfundenen Höhe der Uhr beiträgt), kommt die Hudson 38 GMT auf 12,05 mm. Das ist nicht viel für ein sportliches Modell. Trotz dieser flachen Bauweise kommt die Hudson 38 GMT auf eine beeindruckende Wasserdichtigkeit von 300 m, sofern man wie bei meinem Testmodell auf den geschlossenen Edelstahlboden zurückgreift. Möglich wird diese unter anderem durch eine verschraubte Aufzugskrone.


die Maen Hudson 38 GMT am Handgelenk
Durch ihr moderates 38 mm Edelstahlgehäuse trägt sich die Maen Hudson 38 GMT angenehm am 16,5 cm Handgelenk.

Auch das sportlich-elegante Edelstahlband sitzt angenehm an meinem Arm. Durch die verschraubten Glieder lässt es sich leicht an den jeweiligen Handgelenksumfang anpassen. Das Fine-Tuning erfolgt mittels mehrerer Befestigungspunkte im Inneren der Schließe. Leider hat Maen hier keine Feinverstellungsmöglichkeit integriert, sodass man nicht umhinkommt, mit einem Federstegwerkzeug Hand anzulegen.


Neben der hohen Wasserdichtigkeit ist vor allem die einseitig drehbare Lünette ein klares Indiz dafür, dass die Hudson 38 GMT eigentlich eine Taucheruhr ist. Sie basiert auf Maens Erfolgsmodell der Hudson 38. Diese wurde mit einem GMT-Werk sowie einem Lünetten-Inlay mit 24-Stunden-Skala „umgebaut“. Die Grundfunktion der Lünette bleibt dadurch jedoch weiterhin vorhanden. Sie ist einseitig drehbar und verfügt über 120 Klicks. Das beeinträchtigt grundsätzlich nicht die Funktion der Lünette, ist aber etwas ungewohnt in der Handhabung. Gerade GMT-Lünetten sind in der Regel beidseitig drehbar und verfügen über 24 Klicks, damit sie eine schnelle Einstellung der zweiten Zeitzone ermöglichen.


Das Uhrengehäuse der Maen Hudson 38 GMT ist nur 12,05 mm hoch.
Das Gehäuse hat eine Höhe von lediglich 12,05 mm und ist damit angenehm flach.

Mithilfe des GMT-Zeigers sowie der dezent in die Minuterie integrierten 24-Stunden-Skala erlaubt die Hudson 38 GMT sogar das Messen einer dritten Zeitzone. Damit wird sie zum geeigneten Begleiter für Vielreisende. Ermöglicht wird das durch das in ihr verbaute Automatikwerk Soprod C-125. Soprod ist ein Schweizer Uhrwerkehersteller, der zur Festina-Gruppe gehört. Das Kaliber C-125 ähnelt in der Konstruktion grundsätzlich dem bekannten ETA 2893-2. Ebenso wie dieses verfügt das C-125 über einen Sekundenstopp und eine Datumsschnellverstellung. Ein kleines Manko ist allerdings, dass sich der Stundenzeiger der Lokalzeit nicht schrittweise verstellen lässt, sondern ausschließlich der GMT-Zeiger.

Eine Uhr für Reisende ist typischerweise so konzipiert, dass ihr Träger den Stundenzeiger nach Ankunft in einer neuen Zeitzone der jeweiligen Lokalzeit anpasst. Währenddessen laufen Minuten- und Sekundenzeiger unabhängig davon weiter. Die Hauptzeiger zeigen dabei die jeweilige Lokalzeit an. Der GMT-Zeiger hingegen bleibt immer auf die Heimatzeit eingestellt. Im Zusammenspiel mit einer zweifarbigen GMT-Lünette kann so auf einen Blick abgelesen werden, ob es zu Hause Tag oder Nacht ist. Für die jeweilige Lokalzeit wird die Lünette nicht benötigt, da davon auszugehen ist, dass der Träger abschätzen kann, ob es bei ihm gerade Tag oder Nacht ist. Kenner sprechen in dem Kontext gerne von einer „echten GMT“. Dass die neue Hudson 38 GMT folglich keine echte GMT ist, ist aus meiner Sicht dennoch verschmerzbar, wenn man den Preis von 999 EUR berücksichtigt. Mir ist in dem Preissegment keine Uhr bekannt, die über ein Uhrwerk mit zweiter Zeitzone verfügt, bei der sich der primäre Stundenzeiger schrittweise verstellen lässt. Positiv ist zudem noch zu erwähnen, dass die Lünette außerordentlich sauber rastet. Sie sitzt fest auf dem Gehäuse und erzeugt ein angenehmes Klicken bei Betätigung. Das sorgt für ein hochwertiges Gefühl und ich erwische mich über den Tag hinweg öfters dabei, wie ich verträumt mit der Lünette spiele.


Rückseite der Maen Hudson 38 GMT
Das Metallband ist hochwertig gefertigt und besticht durch verschraubte Glieder und eine elegante Faltschließe.

Das Fazit


Die Hudson 38 GMT hat mich wirklich überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet, in dieser Preisklasse eine so gut gefertigte und durchweg stimmige Uhr zu bekommen. Maen bietet hier ein sehr gelungenes Gesamtpaket, das sich nicht vor der Konkurrenz von größeren Herstellern zu verstecken braucht. Die Uhr ist ein sportlicher Begleiter in allen Lebenslagen, die noch dazu durch ihr gefälliges Design besticht. Wem die braun-schwarze Lünette nicht zusagt, für den bietet Maen die Hudson 38 GMT noch wahlweise mit silberner Edelstahllünette oder mit einfarbig schwarzer Aluminumlünette.


Während meiner Testzeit hatte ich viel Spaß mit ihr und habe es genossen, sie zu tragen. Besonders gefallen haben mir die stimmigen Proportionen des Gehäuses. Ich bin überzeugt, dass Maen gerade mit diesem 38 mm breiten und 12,01 mm hohen Gehäuse den Sweet-Spot vieler Uhrenliebhaber getroffen hat. Sie bietet durch ihr sportliches Erscheinungsbild ausreichend Präsenz am Handgelenk, ist aber niemals zu viel und trägt nicht zu dick auf. Durch ihre robusten Eigenschaften, das hochwertige Edelstahlband und die 300 m Wasserdichtigkeit, kann man diese Uhr im Grunde auch immer tragen. Eine perfekte Uhr jeden Tag und durch die Möglichkeiten zum Messen einer zweiten und dritten Zeitzone auch eine geeignete Uhr für Reisende.


Trotz allem hat auch die Hudson 38 GMT so ihre kleinen Schwächen. Die lediglich einseitig drehbare Lünette erfüllt zwar ihren Zweck, ist jedoch in der Handhabung nicht so einfach zu bedienen, wie man es normalerweise von GMT-Lünetten kennt. Hier wurde ein Inlay mit 24-Stunden-Skala bei einer Taucherlünette verbaut. Das könnte Maen in der nächsten Iteration des Modells noch verbessern. Zudem erfordert das verbaute Soprod C-125 Kaliber ein Umdenken, wenn man die Benutzung von "echten" GMTs gewohnt ist. Dennoch relativieren sich diese Mankos in Anbetracht des Listenpreises von unter 1.000 EUR schnell. Mir fallen auf Anhieb wenige Uhren am Markt ein, die in diesem Preissegment ein so stimmiges Gesamtpaket bieten. Respekt Maen, das habt ihr gut gemacht!



Vorteile:
  • Hochwertig verarbeitetes Edelstahlgehäuse

  • Stimmige Proportionen

  • Sauber rastende Lünette mit angenehmen Klicken


Nachteile:
  • Lünette nur einseitig drehbar

  • keine "echte" GMT


Technische Daten: Maen Hudson 38 GMT

Gehäuse

38 mm Edelstahlgehäuse; 12,05 mm Höhe; 300 m wasserdicht

Zifferblatt

schwarzes texturiertes Zifferblatt

Uhrwerk

Kaliber Soprod C-125 (automatisch); mit zweiter Zeitzone; 42 Std. Gangreserve; 28.800 Halbschwingungen (4 Herz)

​Armband

Edelstahlband

Referenz

AGM.03

Verfügbarkeit

ab sofort

Preis

999 EUR


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